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Beobachtungen ... ohne Kaffee

Dichtestress

Dichtestress … Foto Doris Behm

Schtonirsch! – Interjektion, Kompositum aus dem Kunstwort Schtonk (entnommen der Rede Adenoid Hynkels auf Grammelot in Chaplins The Great Dictator) und dem deutschen Adjektiv unwirsch. Wie bei Interjektionen üblich, ist hierbei besonders auf die Aussprache zu achten; sie fällt im Sinne einer Aufforderung zur Unterlassung energisch und betont aus.

Das Gefühl, das vielleicht nur jenen zu eigen ist, die sich ausdauernd um die Belange anderer drehen, wobei sie diese anderen durchaus lieben, sich aber, ausdauernd und andauernd um die Belange ihrer Lieben drehend, zunehmend an die eigenen Grenzen schrauben, bis sich die Furcht, darüber noch der eigenen Identität verlustig zu gehen, in einen Grenzen setzenden Schrei (Schtonirsch!) entlädt.

Man hat die Knirpse genährt. Sie versorgt und beschirmt. Nun stoßen wir uns die Köpfe. Ihr Wachstum (vgl. Beobachtungen dritter Ordnung: Berührung) reibt sich zunehmend mit der eigenen Entfaltung, die im steten Behüten ohnehin schon des Längeren stagniert. Die urplötzliche Erkenntnis äußert sich in einem ungestümen Schrei, dessen lautmalerischer Klang sowohl auf die Ursache des Protestes (das Knirschen im Getriebe) verweist wie auch seine kathartische Wirkung enthält.

(Dagmar Petrick)

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